Die Schattenseiten des Lichts
Der Leipziger Friedenspark bei Nacht: Während sich die Laternen auf den naheliegenden Straßen anschalten, bleibt es hier dunkel. Der Park liegt dabei nicht in irgendeinem Randgebiet, sondern südöstlich des Zentrums der sächsischen Großstadt. An der Ostseite des Parks führt mit der mehrspurigen Prager Straße eine wichtige Verkehrsachse vorbei.
Der ehemalige Friedhof ist von einer Mauer umgeben. Tagsüber genießen Menschen im Park die Sonne, spielen Volleyball oder gehen mit ihren Hunden spazieren. Nachts sieht man hier nichts oder zumindest wenig. Viele nehmen daher in den Abendstunden lieber einen Umweg in Kauf, als quer durch den finsteren Park zu müssen.
René Sievert freut sich über die nächtliche Dunkelheit. Er ist Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Leipzig und setzt sich schon länger gegen die zunehmende Ausleuchtung des städtischen Raums ein. „Wir haben Schutzgebiete, in denen man aufpassen muss, dass dort kein Licht ist. Die Parks sind das bisschen Natur in der Stadt, in dem Tiere nachts unterwegs sind und dabei ihre Ruhe haben“, sagt der Umweltschützer.
Wenn künstliche Lichtquellen den Nachthimmel erleuchten, sprechen Naturschutzverbände und Wissenschaft von Lichtverschmutzung. Das Problem wird schon seit Jahrzehnten erforscht und ist nicht nur in Leipzig Thema, sondern auf der ganzen Welt. Aber ganz auf Licht verzichten? In Leipzig sind sich die Parkgäste uneinig.
Das denken die Menschen, die den Leipziger Friedenspark nutzen
Der Wunsch der Parkgäste nach mehr Licht hat auch die Leipziger Lokalpolitik im Neuen Rathaus erreicht. Im November 2019 hat Marcus Weiss von der PARTEI das Thema in den Stadtrat eingebracht. Er forderte die Stadtverwaltung auf zu prüfen, ob und wie die Hauptwege im Friedenspark beleuchtet werden könnten. Eine ausschweifende Begründung sparte er sich. „Ein nächtlicher Spaziergang“ durch den Park „sollte eine ausreichende Beschreibung des Sachverhalts sein“, schrieb er in seinem Antrag.
Ein Argument, das die Verwaltung nicht gelten ließ. Schließlich gebe es beleuchtete Wege um den Park herum, die kaum länger seien und ebenso zum Ziel führten. Deshalb sei es der Stadt an der Stelle wichtiger, die Umwelt zu schützen. Weil die Mehrheit der Ratsmitglieder für Weiss' Antrag gestimmt hat, muss die Verwaltung nun trotzdem nach einem Kompromiss suchen — zwischen Umweltschutz und dem Sicherheitsbedürfnis der Parkgäste.
Doch bringt mehr Licht auch mehr Sicherheit?
„Wir wissen aus kriminologischer Forschung, dass sich Leute in dunklen Regionen unsicherer fühlen als in helleren“, sagt Jan Abt vom Deutschen Institut für Urbanistik. Der Stadtplaner forscht zum Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum. Bei Parks habe sich die Vorstellung vom „gemeinen Mann hinterm Busch“ zu einer Art „Urbild“ entwickelt. Mit der Realität decke sich dieses Bild jedoch kaum.
„Wenn Sie sich vorstellen, Sie wollen jemanden überfallen, dann setzen Sie sich nicht hinter einen Busch in einen dunklen Park, wo kein Mensch langgeht“, erklärt Abt. Angstorte seien selten auch Orte, an denen tatsächlich mehr passiert. Ob sich Menschen unsicher fühlen, habe nur wenig damit zu tun, wie es objektiv um ihre Sicherheit stehe.
Die Angst wachse in der Regel aus Situationen, die schwer einzuschätzen sind, so Abt. Verfolgt mich jemand? Wo kam das komische Geräusch her? Guckt die Person, die mir entgegen läuft, böse? In der Dunkelheit lässt sich das nicht erkennen. Das Ergebnis: Unsicherheit. Obwohl dieses Unsicherheitsgefühl keine konkrete Bedrohung als Auslöser haben muss, hat es reale Folgen.
Eine Umfrage des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein zeigt, dass sich viele Menschen nachts gar nicht aus dem Haus trauen. Laut der repräsentativen Studie aus dem Jahr 2017 gilt das vor allem für Frauen. Jede fünfte Befragte vermeidet demnach häufig oder immer, das Haus bei Dunkelheit zu verlassen. Noch einmal doppelt so viele gaben an, bestimmte Straßen, Plätze oder Parks zu meiden.
Männer fühlen sich sicherer, obwohl ihnen statistisch gesehen mehr passiert. Warum das so ist, dafür gebe es verschiedene Erklärungsansätze, erzählt Jan Abt. Einerseits würden es sich Männer eher zutrauen, sich gegen einen Angriff wehren zu können, und andererseits seien Frauen von bestimmten Straftaten viel stärker betroffen - zum Beispiel von sexualisierter Gewalt.
Mehr Licht alleine löse das Problem der empfundenen Unsicherheit jedoch nicht. Denn die hänge auch von anderen Eigenschaften eines Ortes ab - etwa wie viele Menschen dort bei Nacht unterwegs sind. Eine ungleichmäßige Beleuchtung könne sogar zu mehr Unsicherheit führen; wie auf einer hellerleuchteten Straße, neben der es plötzlich ganz schnell dunkel wird. „Dann ist man selbst erkennbar, aber derjenige - existent oder nicht - , der einem vielleicht was Böses will, ist nicht erkennbar“, sagt Abt.
Für das Sicherheitsgefühl sei deshalb weniger die Helligkeit als eine gleichmäßige Ausleuchtung entscheidend.
Würde man nur an die Umwelt denken, dann blieben die Lichter ganz aus
Würde man nur an die Umwelt denken, dann blieben die Lichter ganz aus
„Dunkelheit gehört zum Biorhythmus dazu und es ist nicht nur für die Menschen relativ ungesund, dass man das durch künstliche Beleuchtung aufweicht. Vor allem die Natur kann sich dem nicht entziehen“, sagt René Sievert vom NABU Leipzig.
Mit verschiedenen Aktionen versucht der NABU auf das Problem aufmerksam zu machen: Bei der "NachtnaTour“ können Interessierte zum Beispiel auf Fledermausbeobachtung gehen und das nächtliche Naturspektakel erleben.
„Schätzungen zufolge sterben pro Nacht wahrscheinlich mehr als eine Milliarde Insekten in Deutschland an Straßenlampen“, sagt Sievert. Viele Insekten fühlen sich nämlich von dem nächtlichen Licht angezogen. Normalerweise dient ihnen Licht von Himmelskörpern zur Orientierung. Die künstliche Beleuchtung werde dadurch für die Nachtinsekten zur Falle: Angezogen durch den Lampenschein, umkreisen sie die Lichtquelle solange, bis sie erschöpft tot zu Boden fallen.
Für andere Tiere besteht ein gegenteiliger Effekt. Sievert spricht von einer „Scheuchwirkung“, die beleuchtete Flächen beispielsweise auf Fledermäuse ausüben. Die Flugtiere würden ihre notwendigen Nistplätze in historischen Gebäuden wie Kirchen meiden, wenn diese von außen angestrahlt werden. „Man hat mit einigem Aufwand bei der Wärmedämmung der Gebäude die Einschlupfmöglichkeiten schön geschaffen und dann wird Licht eingeschaltet“, kritisiert er. „Jetzt nutzt das gar nichts. Die Fledermäuse wollen da gar nicht reingehen.“
Zu der Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Wegen kommen dann auch noch Leuchtreklamen und private Gartenlampen dazu. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die gestiegene Lichtverschmutzung mit schuld ist an der Abnahme der Biodiversität. Die sogenannte Krefelder Studie stellte 2017 fest, dass sich in den vergangenen 30 Jahren die Biomasse von Fluginsekten in Deutschland um 75 Prozent reduziert hat. Und Deutschland steht mit diesem Problem nicht alleine da.
„Dunkelheit gehört zum Biorhythmus dazu und es ist nicht nur für die Menschen relativ ungesund, dass man das durch künstliche Beleuchtung aufweicht. Vor allem die Natur kann sich dem nicht entziehen“, sagt René Sievert vom NABU Leipzig.
Mit verschiedenen Aktionen versucht der NABU auf das Problem aufmerksam zu machen: Bei der "NachtnaTour“ können Interessierte zum Beispiel auf Fledermausbeobachtung gehen und das nächtliche Naturspektakel erleben.
„Schätzungen zufolge sterben pro Nacht wahrscheinlich mehr als eine Milliarde Insekten in Deutschland an Straßenlampen“, sagt Sievert. Viele Insekten fühlen sich nämlich von dem nächtlichen Licht angezogen. Normalerweise dient ihnen Licht von Himmelskörpern zur Orientierung. Die künstliche Beleuchtung werde dadurch für die Nachtinsekten zur Falle: Angezogen durch den Lampenschein, umkreisen sie die Lichtquelle solange, bis sie erschöpft tot zu Boden fallen.
Für andere Tiere besteht ein gegenteiliger Effekt. Sievert spricht von einer „Scheuchwirkung“, die beleuchtete Flächen beispielsweise auf Fledermäuse ausüben. Die Flugtiere würden ihre notwendigen Nistplätze in historischen Gebäuden wie Kirchen meiden, wenn diese von außen angestrahlt werden. „Man hat mit einigem Aufwand bei der Wärmedämmung der Gebäude die Einschlupfmöglichkeiten schön geschaffen und dann wird Licht eingeschaltet“, kritisiert er. „Jetzt nutzt das gar nichts. Die Fledermäuse wollen da gar nicht reingehen.“
Zu der Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Wegen kommen dann auch noch Leuchtreklamen und private Gartenlampen dazu. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die gestiegene Lichtverschmutzung mit schuld ist an der Abnahme der Biodiversität. Die sogenannte Krefelder Studie stellte 2017 fest, dass sich in den vergangenen 30 Jahren die Biomasse von Fluginsekten in Deutschland um 75 Prozent reduziert hat. Und Deutschland steht mit diesem Problem nicht alleine da.
Die Schattenseiten des Lichts zeigen sich überall auf der Erde
Nachtbeleuchtung sei auch immer eine Abwägung von Nutzen und Kosten, sagt Josiane Meier. Sie arbeitet im Bereich der Stadtplanung in Berlin und setzte sich in ihrer Doktorarbeit mit der Diskussion um Stadtbeleuchtung auseinander. Oft habe Licht einen gesellschaftlichen Nutzen: Zum Beispiel findet nachts viel Arbeit statt, von der wir meist nur wenig mitbekommen - die aber auf Beleuchtung angewiesen ist. So könnten Krankenhäuser nicht in völliger Dunkelheit Kranke und Verletzte versorgen. Zusätzlich kann Beleuchtung nächtliche Räume zugänglicher Machen - auch für Personen, die sich sonst nach Einbruch der Dunkelheit nicht vor die Tür trauen würden.
Zwar sei mittlerweile deutlicher, dass die Kosten der Nachtbeleuchtung weit über den reinen Energieaufwand hinausgehen, aber hinzu käme auch ein kultureller Aspekt: Licht wird als etwas Positives und beleuchtete Gebäude werden als schön empfunden. Vom privaten Vorgarten bis zum Dom, alles wird angestrahlt oder es strahlt von sich aus. Die Dunkelheit dagegen gelte als etwas Negatives, erklärt Meier: „Wer umnachtet ist, ist eben nicht besonders helle.“
Auch in Geschichten spielt die Nacht keine positive Rolle. Sie schützt Ungeheuer und Bösewichte. Menschen bräuchten als „Augen-Tiere“ Licht, um sich sicherer zu fühlen. Dann glauben sie, die Situation unter Kontrolle zu haben. Obwohl der Begriff “Lichtverschmutzung” zunehmend bekannt sei, viele Menschen wüssten laut Meier gar nicht um die Probleme, die Licht mit sich bringe. „Wenn ich davon erzähle, runzeln die Leute oft die Stirn“, sagt sie. Aber wenn sie dann das Insektensterben oder das “Verschwinden” des Sternenhimmels erkläre, mache es klick.
Tatsächlich wird in einigen Regionen der Erde buchstäblich die Nacht zum Tag gemacht: Eine Folge der Urbanisierung.
In Singapur lebt die Bevölkerung unter einem derartig hellen Himmel, dass sich das menschliche Auge nicht an das Nachtsehen anpassen kann
Bürogebäude bleiben erhellt bis in die frühen Morgenstunden und viele öffentliche Plätze und Wege sind dauerhaft beleuchtet – für die Sicherheit von Fußgänger:innen. 2016 galt Singapur laut Light Pollution Science and Technology Institute als das hellste Land der Erde. Nirgendwo sei es heute noch möglich, die Milchstraße zu sehen.
Aber Städte leuchten nicht nur für sich allein: Ihre Lichter strahlen in die Umgebung ab und erreichen selbst geschützte Gegenden wie Nationalparks. Der Death Valley National Park in den USA zum Beispiel besitzt so gut wie keine eigenen Lichtquellen, aber trotzdem ist es nachts nicht überall völlig dunkel. Die Lichtkuppeln von Las Vegas und Los Angeles sind zu sehen.
Und der Death Valley National Park ist nicht die einzige betroffene Region. Das NPS-Nightsky-Team, das in 20 Nationalparks der USA Daten erhoben hat, entdeckte in jedem der untersuchten Parks künstliches Licht. So auch im Great Basin National Park: Der Park liegt zwar fast 320 Kilometer nördlich von Las Vegas, aber auch hier schimmern bei Nacht die Stadtlichter am Horizont.
Diesem Beleuchtungsproblem hat Slowenien mit einem Gesetz vorgebeugt. Im Jahr 2007 entwarf die Regierung ein Gesetz, das vorschreibt, dass die gesamte Außenbeleuchtung so abgeschattet werden muss, dass sie unterhalb der Horizontalen bleibt. Zusätzlich gibt es Einschränkungen bei der Helligkeit. Aber: Das Gesetz ist nie im slowenischen Parlament verabschiedet worden, sodass es jeder Zeit geändert werden kann. Genau dies geschah im Jahr 2010, als das Stadion in Stožice eröffnet werden sollte. Die Fifa hatte gedroht, die offizielle Akkreditierung des Stadions zu verweigern, wenn es nicht ihren Beleuchtungsstandards entspräche – was gesetzlich unmöglich war.
Aber wie lässt sich städtische Beleuchtung gestalten, die für Mensch und Natur mehr Vorteile als Nachteile bietet?
Die Stadt Fulda in Hessen hat sich zu diesem Thema überlegt, eine Lichtschutzbeauftragte zu engagieren. Mit dem Ziel, den sternenreichen Nachthimmel des nahgelegenen Bioreservats Rhön zu erhalten, tauschte die Stadt große Teile der Straßenlampen aus und dimmte das Licht. Anfang 2019 verlieh die International Dark Sky Association (IDA) Fulda dann den Titel Sternenstadt, als erste Stadt in Deutschland. Laut dem Fuldaer Magistrat Thomas Fuß hat sich die Stadt damit international zum Vorbild gemausert. Sogar Städte aus Skandinavien fragen nach Tipps.
Bürogebäude bleiben erhellt bis in die frühen Morgenstunden und viele öffentliche Plätze und Wege sind dauerhaft beleuchtet – für die Sicherheit von Fußgänger:innen. 2016 galt Singapur laut Light Pollution Science and Technology Institute als das hellste Land der Erde. Nirgendwo sei es heute noch möglich, die Milchstraße zu sehen.
Aber Städte leuchten nicht nur für sich allein: Ihre Lichter strahlen in die Umgebung ab und erreichen selbst geschützte Gegenden wie Nationalparks. Der Death Valley National Park in den USA zum Beispiel besitzt so gut wie keine eigenen Lichtquellen, aber trotzdem ist es nachts nicht überall völlig dunkel. Die Lichtkuppeln von Las Vegas und Los Angeles sind zu sehen.
Und der Death Valley National Park ist nicht die einzige betroffene Region. Das NPS-Nightsky-Team, das in 20 Nationalparks der USA Daten erhoben hat, entdeckte in jedem der untersuchten Parks künstliches Licht. So auch im Great Basin National Park: Der Park liegt zwar fast 320 Kilometer nördlich von Las Vegas, aber auch hier schimmern bei Nacht die Stadtlichter am Horizont.
Diesem Beleuchtungsproblem hat Slowenien mit einem Gesetz vorgebeugt. Im Jahr 2007 entwarf die Regierung ein Gesetz, das vorschreibt, dass die gesamte Außenbeleuchtung so abgeschattet werden muss, dass sie unterhalb der Horizontalen bleibt. Zusätzlich gibt es Einschränkungen bei der Helligkeit. Aber: Das Gesetz ist nie im slowenischen Parlament verabschiedet worden, sodass es jeder Zeit geändert werden kann. Genau dies geschah im Jahr 2010, als das Stadion in Stožice eröffnet werden sollte. Die Fifa hatte gedroht, die offizielle Akkreditierung des Stadions zu verweigern, wenn es nicht ihren Beleuchtungsstandards entspräche – was gesetzlich unmöglich war.
Aber wie lässt sich städtische Beleuchtung gestalten, die für Mensch und Natur mehr Vorteile als Nachteile bietet?
Die Stadt Fulda in Hessen hat sich zu diesem Thema überlegt, eine Lichtschutzbeauftragte zu engagieren. Mit dem Ziel, den sternenreichen Nachthimmel des nahgelegenen Bioreservats Rhön zu erhalten, tauschte die Stadt große Teile der Straßenlampen aus und dimmte das Licht. Anfang 2019 verlieh die International Dark Sky Association (IDA) Fulda dann den Titel Sternenstadt, als erste Stadt in Deutschland. Laut dem Fuldaer Magistrat Thomas Fuß hat sich die Stadt damit international zum Vorbild gemausert. Sogar Städte aus Skandinavien fragen nach Tipps.
Zurück nach Leipzig. Hier soll ein neuer „Lichtmasterplan“ dazu beitragen, die Lichtverschmutzung in der Stadt zu verringern. Im Juni hat der Stadtrat dem Plan zugestimmt, in dem unter anderem sogenannte „lichtempfindliche Gebiete“ festgelegt sind. Dazu zählen vor allem Parks, Wälder sowie Bereiche um Flüsse und Seen. An diesen Stellen soll grundsätzlich kein künstliches Licht mehr installiert werden. Das gilt auch für den Friedenspark. Doch es kann Ausnahmen geben — etwa aus Sicherheitsgründen.
„Wenn man verschiedene Dinge abwägen muss, fällt der Naturschutz meistens hinten runter“, befürchtet René Sievert vom Naturschutzbund. Den Lichtmasterplan bezeichnet er als „eine Art Bestandsschutz“ für vorhandene Lampen. Das Konzept sieht zwar vor, alte Beleuchtungsanlagen zu prüfen und gegebenenfalls abzubauen, andere Städte wie Fulda seien mit ihrem Lichtmanagement aber schon weiter.
Wenigstens beim geplanten Umstieg auf LED-Leuchten hat Leipzig laut Sievert etwas richtig gemacht. Die Leuchtdioden würden deutlich weniger Insekten anlocken als herkömmliche Anlagen. Zudem will die Stadt in den Schutzzonen nur noch das umweltfreundlichere warmweiße Licht einsetzen, das eher gelblich erscheint.
Insgesamt rechnet die Stadtverwaltung damit, durch die Umrüstung auf LEDs mehr als die Hälfte der derzeit benötigten Energie einzusparen. Noch stecken in neun von zehn der über 50.000 Lampen und Straßenlaternen in Leipzig konventionelle Leuchtmittel wie Natriumdampfleuchten.
Die haben neben dem höheren Stromverbrauch einen weiteren Nachteil: Ihr Licht streut mehr. Dadurch beleuchten sie auch, was eigentlich dunkel bleiben soll - zum Beispiel Schlafzimmer oder den Nachthimmel. Aber selbst bei den konventionellen Lampen lässt sich die Lichtverschmutzung verringern, wenn sie so gebaut sind, dass sie gerichtet nach unten strahlen. „Alles, was direkt nach oben leuchtet, müsste man stilllegen“, sagt René Sievert.
Das würde bedeuten, dass an der russischen Gedächtniskirche direkt neben dem Friedenspark das Licht ausgeht. Denn deren Fassade wird nachts mit Bodenstrahlern hell erleuchtet, genauso wie einige andere Leipziger Sehenswürdigkeiten. Und die Stadt plant weitere Lichtinszenierungen, um Stadtsilhouette und Quartiere optisch aufzuwerten. Für neue Fassadenbeleuchtungen schreibt sie aber wenigstens vor, dass die eingesetzten Lampen nur von oben nach unten strahlen dürfen.
Sievert kritisiert, dass die Beleuchtung überhand nehme. Zwar könne man hier und da argumentieren, eine Stadtsilhouette müsse auch in der Dunkelheit was hermachen, aber „man muss eben nicht jede Kirche anleuchten“. Dass es neben hell beleuchteten Gebäuden wie der Gedächtniskirche noch dunkle Ecken wie den Friedenspark gibt, sei sehr wertvoll.
„Das darf man dann nur nicht verschlechtern“,
warnt der Naturschützer
Impressum
Text:
David Muschenich, Laurie Stührenberg, Leonhard Eckwert, Michael Kees
Grafik:
Manon Scharstein
Verantwortlich
Michael Kees
Universität Leipzig
Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft
Post IPF 165151
Ritterstraße 24
04109 Leipzig
michael.kees@studserv.uni-leipzig.de